Neues zu Interreg VI

INTERREG VI

Zukunfts-Symposium für deutsch-niederländische Innovation im Agrobusiness

am 17. März 2022

in der Villa Flora in Venlo

Zukunfts-Symposium für deutsch-niederländische Innovation im Agrobusiness

Sechs grenzüberschreitende INTERREG-Projekte nominiert für Agropole Innovation Award 2022

Seit 2019 arbeiten Agrobusiness Niederrhein aus Straelen, Brightlands Campus Greenport Venlo und die Gemeinde Venray (NL) im Rahmen des deutsch-niederländischen INTERREG-Projekts „Wachstum und Entfaltung zur grenzüberschreitenden Agropole“ zusammen. Innerhalb dieses Projekts bekamen sechs deutsch-niederländische Kooperationen aus der Region sogenannte INTERREG-Innovationsgutscheine mit einer Förderung von 10.000 Euro. Am 17. März findet in der Villa Flora in Venlo das „Zukunfts.Symposium Agropole“ statt, bei dem alle Teilnehmenden abstimmen dürfen, welches der sechs Innovationsprojekte den „Agropole Innovation Award“ gewinnt. Die sechs geförderten Innovationsprojekte werden nachfolgend vorgestellt.

Das Wort „Agropole“ setzt sich zusammen aus den Begriffen „Agrobusiness“ und „Metropole“. Die Agropole ist eine Region, in der das Agrobusiness die Wirtschaft und auch die sozialen Strukturen prägt. Am Niederrhein und in der angrenzenden Provinz Limburg ist das Agrobusiness von hoher Bedeutung. Zusammenarbeit und grenzüberschreitender Wissens- und Erfahrungsaustausch können Vorteile auf beiden Seiten der Grenze bewirken. Finanzielle Unterstützung erhalten die Partner des Projekts von INTERREG Deutschland-Nederland, dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE NRW) sowie der Provinz Limburg.

Im Rahmen des Agropole-Projekts werden viele verschiedene Veranstaltungen organisiert, die zum Wissens- und Erfahrungsaustausch einladen. Darüber hinaus zielen einige Projektaktivitäten auf die Gewinnung und Bindung von Fachkräften ab. Außerdem werden durch die sogenannten Innovationsgutscheine grenzüberschreitende Kooperationen in kleinerem Umfang gefördert, die Innovationen für das Agrobusiness entwickeln. So trägt das Agropole-Projekt zu einem Innovationsschub für die Branche in der Region bei. Dieser stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Region, sichert und schafft Arbeitsplätze, und kommt so auch der Gesellschaft zugute.

Agrobusiness – eine vielseitige und an Bedeutung gewinnende Branche

Zum Agrobusiness gehören Unternehmen und Institutionen, die den Markt mit pflanzlichen und tierischen Produkten versorgen. Neben Lebensmitteln bietet die Branche auch Endprodukte wie Zierpflanzen, Schnittblumen, Tierfutter oder auch Energie. Darüber hinaus stammen einige Rohstoffe für andere Branchen aus dem Agrobusiness, beispielsweise Hanf zur Herstellung von Textilien. Das ist ein Beispiel, wie Branchen ineinandergreifen und dass das Agrobusiness für weitaus mehr Produkte relevant ist als für Lebensmittel und Zierpflanzen. Im Zuge des Strebens nach mehr Nachhaltigkeit gewinnt das Agrobusiness insofern auch an Bedeutung, weil viele andere Branchen bei der Herstellung ihrer Produkte zunehmend auf nachwachsende und natürliche Rohstoffe zurückgreifen wollen.

Um den Markt mit tierischen und pflanzlichen Produkten versorgen zu können, braucht es mehr als „nur“ Betriebe in Landwirtschaft und Gartenbau. Zum Agrobusiness gehören auch andere Akteure, die sich entlang der Wertschöpfungskette ansiedeln. So beziehen Landwirtschaft und Gartenbau Produkte von Zulieferern, beispielsweise Saatgut, Melktechnik, Traktoren oder Material für Verpackung und Etikettierung. Außerdem gibt es weiterverarbeitende Unternehmen, die beispielsweise Salate, Gemüse, Milch oder Fleisch für Gastronomie oder Endverbraucherinnen und -verbraucher weiterverarbeiten. Hinzu kommen Unternehmen aus den Bereichen Handel und Logistik sowie solche, die gezielte Dienstleistungen für die Branche anbieten, zum Beispiel ein Steuerbüro für landwirtschaftliche Unternehmen. Nicht zuletzt zählen zum Agrobusiness auch Institutionen wie die Landwirtschaftskammer oder Bildungs- und Forschungseinrichtungen wie Fachschulen und Universitäten.

„Innovationsgutscheine“ fördern deutsch-niederländische Zusammenarbeit

Das Agrobusiness steht vor vielen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, wenn Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben wollen. Aus diesem Grund ist ein stetiger Innovationsgeist gefragt. Um diesen auch grenzüberschreitend zu fördern, erhielten im Rahmen des Agropole-Projekts sechs deutsch-niederländische Kooperationen finanzielle Unterstützung, um ihre Ideen weiterzuentwickeln. Dazu mussten sie eine Reihe von Bedingungen erfüllen und einen Antrags- und Bewilligungsprozess durchlaufen. Ein unabhängiger Lenkungsausschuss mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Branche entschied dann, welche der Anträge den Zuschlag für die Bewilligung erhielten. Jeder Innovationsgutschein umfasst eine Förderung in Höhe von bis zu 10.000 Euro. Den gleichen Betrag bringen die jeweiligen Kooperationspartner mit ins Projekt ein. Die sechs geförderten Innovationsprojekte werden nachfolgend vorgestellt.

Untersuchung neuer Mittel und Methoden zur Unkrautbekämpfung in Baumschulen

Den ersten Innovationgutschein erhielten Compas-Agro aus Venlo und Pflanzen Janssen aus Kempen. Die beiden Unternehmen konzentrierten sich auf die Zielgruppe der Baumschulen. Wie Landwirtschaft und Gartenbau stehen auch Baumschulen zunehmend vor der Herausforderung, neue und alternative Methoden und/oder Produkte zum Pflanzenschutz einzusetzen, da viele bisherigen Produkte in naher Zukunft ihre Zulassung verlieren und vom Markt verschwinden. Bisher wurden beispielsweise auch Mittel zur Unkrautbekämpfung eingesetzt, die den Wirkstoff Glyphosat enthalten. Die beiden Partner untersuchten, ob Pelargonsäure eine wirksame und rentable Alternative darstellen kann. Pelargonsäure ist eine Fettsäure pflanzlichen Ursprungs. Die Versuchsergebnisse zeigten, dass die Säure zwar gleichermaßen wirksam sein kann, die benötige Menge jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch so teuer ist, dass eine Anwendung wie im Versuch nicht rentabel für Unternehmen ist. Dennoch hat die Forschung neues Wissen und neue Erfahrung geschaffen, die Basis für weitere Untersuchungen sein werden und dazu dienen, eine Lösung zu finden.


Henri Nelissen (Pflanzen Janssen), Hans Pijpers und Dirand van Wijk (beide Compas-Agro) untersuchten neue Methoden zur Unkrautbekämpfung in Baumschulen (Foto: Compas-Agro)

Verbesserte Tiergesundheit und mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette

Das Unternehmen Piglets Treatment System aus Leunen und die Tierarztapotheke Lintjeshof aus Straelen haben gemeinsam an der Weiterentwicklung eines Gerätes namens „Health Injector“ gearbeitet. Ein Teil der Apparatur ist ähnlich wie eine herkömmliche Spritze zur Behandlung von Ferkeln. Am hinteren Ende ist eine Halterung für das Medikament, vorne befindet sich eine Nadel und dazwischen ist ein kleiner Raum, in dem die passende Dosis für das nächste Tier aufgezogen wird. Das Besondere an dem Gerät: anhand der Ohrmarken der Tiere erkennt es, ob und mit welchem Medikament und welcher Dosis das jeweilige Tier behandelt werden soll. Das hat den Vorteil, dass keine Fehler bei der Behandlung und Dosierung passieren können. Außerdem werden alle Behandlungen automatisch erfasst und dokumentiert. Das kann nicht nur die Arbeit für den Landwirt erleichtern. Denkbar wäre, dass diese Daten zukünftig auch dazu dienen, den Abnehmern der Tiere und den Endverbraucherinnen und -verbrauchern Auskunft zu erteilen, ob, wann und womit ein Tier im Laufe seines Lebens behandelt wurde. Auf diese Weise kann es die Transparenz entlang der Wertschöpfungskette erhöhen.


Simone de la Motte (l.) und Niels Visschers (2.v.r.) aus dem Agropole-Team ließen sich im Sommer 2021 den Health Injector zeigen (Foto: Agrobusiness Niederrhein)

Weiterentwicklung einer Pflückhilfe für die Blaubeerernte

Die Produktivität in Landwirtschaft und Gartenbau konnte seit den 60er Jahren dank Mechanisierung und zuletzt starker Digitalisierung und Automatisierung gesteigert werden. Nichtsdestotrotz steckt hinter vielen Produkten aus Landwirtschaft und Gartenbau auch weiterhin viel körperliche Arbeit. In der deutsch-niederländischen Grenzregion gibt es einige Blaubeerproduzenten, die dies noch erleben. Um die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer zu verbessern und den Ernteprozess zu optimieren, haben Schrijnwerkers Blueberries aus Horst, Magoley aus Kevelaer sowie Blueberry Giant aus Weeze gemeinsam an einer Verbesserung einer bereits bestehenden Pflückhilfe gearbeitet. Das optimierte Gerät reduziert die körperliche Belastung und erhöht die Pflückleistung pro Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter. Auf diese Weise erhöhen die Blaubeerproduzenten ihre Wettbewerbsfähigkeit. Zwar dominieren weiterhin große Betriebe aus Osteuropa den Markt, die insgesamt preisgünstiger produzieren können (u.a. aufgrund größere Betriebe und geringerer Lohnkosten). Dennoch stellt die Optimierung dieser Pflückhilfe einen großen Erfolg für die regionalen Blaubeerproduzenten in der deutsch-niederländischen Grenzregion dar. Die Firma, die das Ausgangsmodell dieser Pflückhilfe entwickelt hatte, wird die von den drei Unternehmen erarbeiteten Verbesserungsvorschläge auf ihr Model übertragen und auf allgemeine Funktionalität und Sicherheit prüfen, sodass diese Innovation bestenfalls auch anderen Betrieben zur Verfügung gestellt werden wird.


Drei Blaubeerproduzenten aus der deutsch-niederländischen Grenzregion forschten an Verbesserungen einer Pflückhilfe (Foto: Agrobusiness Niederrhein)

Automatische Messung des Baumstammumfangs erhöht Wirtschaftlichkeit von Baumschulen

In einem vierten Innovationsprojekt ging es erneut um die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Baumschulen. Die drei Unternehmen AgroWizard aus Venlo, Baumschule Fleuren mit Standorten in Baarlo und Straelen sowie Baumschule Wilhelm Ley aus Meckenheim stellten folgendes fest: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Stammdicke und Marktwert von Bäumen. Beobachtet man regelmäßig das Wachstum der Bäume, kann man auf Unregelmäßigkeiten reagieren und den bestmöglichen Zeitpunkt zum Verkauf besser bestimmen. Das Erfassen dieser Daten ist bisher jedoch mit hohem Personaleinsatz verbunden und wird daher oft vernachlässigt – zum Nachteil der Profitabilität der Betriebe. AgroWizard hat ein „Stammdickemessgerät“ entwickelt, das im Rahmen des Gutscheinprojekts von den drei genannten Partnern gemeinsam weiterentwickelt und in der Praxis getestet wurde.


AgroWizard hat ein Stammdickemessgerät entwickelt, das im Rahmen des Innovationsprojekts zusammen mit deutschen Partnern weiterentwickelt und getestet wird (Foto: AgroWizard)

Schutzkulturen zur verlängerten Haltbarkeit von Schnittsalaten

Ein Großteil der Produkte aus dem Agrobusiness ist durch eine schnelle Verderblichkeit und somit schlechte Lagerfähigkeit gekennzeichnet, so auch Salate. Dies hat zur Folge, dass Lager- und Kühlkapazitäten nicht immer optimal ausgenutzt werden können. Die außerdem hohen Anforderungen an Lebensmittelsicherheit bewirken, dass Verluste durch verdorbene oder vorsichtshalber aussortierte Ware nicht vollständig vermieden werden können. Die Firma Hessing Supervers aus Belfeld wäscht, schneidet und verpackt Salate, Gemüse und Obst für den Einzelhandel und die Systemgastronomie. Um ihre Logistik zu optimieren und Lebensmittelabfälle bei sich und bei Kunden zu reduzieren, ist bereits eine geringfügige Verlängerung der Haltbarkeit von Schnittsalaten von großer Bedeutung. Gemeinsam mit der Firma M FOOD GROUP aus Steinfeld-Mühlen forscht Hessing im Rahmen einer der Innovationsgutscheine zu diesem Zweck am Einsatz verschiedener Schutzkulturen.


Kathrin Poetschki (2.v.l.) und Niels Visschers (r.) vom Agropole-Team besuchten im Herbst 2021 die Projektpartner Hessing und M FOOD (Foto: Agrobusiness Niederrhein)

Datenbasierte Empfehlungen zur Sattelanpassung verbessern Tierwohl von Reitpferden

Wer sich für Pferde und Reitsport interessiert, weiß, dass ein Sattel nicht auf jedem Pferderücken gleich gut sitzt. Im Gegenteil – Ein schlecht sitzender Sattel kann gravierende Folgen für die Gesundheit des Tieres haben. Die deutsch-niederländische Grenzregion ist eine Hochburg für Pferdehaltung und Reitsport. Hier hängt das Tierwohl vieler Reitponys und -pferde davon ab, ob ihre Besitzerinnen und Besitzer ein glückliches Händchen bei der Wahl des Sattels haben. Zwar gibt es Expertinnen und Experten, die hierzu beraten können, doch längst nicht bei jedem Sattelkauf werden Expertise und Erfahrungen zurate gezogen, und auch mit Beratung kann eine falsche Entscheidung getroffen werden. Letztendlich beruht die Expertise in der Regel auf „nur“ subjektiven Erfahrungen und Einschätzungen. Die beiden Unternehmen EquInnoLab aus Weert und die Sattelmanufaktur Stübben aus Kempen haben einen Innovationsgutschein genutzt, um ausführlicher zu recherchieren, wie objektivere Daten als Entscheidungsgrundlage erfasst und nutzbar gemacht werden können. Ziel ist es, Krankheiten und Fehlstellungen der Tiere durch unpassende Sättel zu verhindern, indem Daten von Sensoren und Videoaufnahmen analysiert werden.


EquInnoLab und Stübben untersuchten, wie objektive Daten in die Empfehlung und Beratung rund um den richtigen Sattel einfließen können (Foto: EquInnoLab)

Stimmen Sie ab, wer den Agropole Innovation Award 2022 bekommt

Im Rahmen des Agropole-Projekts findet am 17. März 2022 das Zukunfts.Symposium Agropole in der Villa Flora in Venlo statt. Auf dem Programm steht unter anderem ein Rundgang mit verschiedenen Stationen, an denen neue Erkenntnisse, Entwicklungen und Trends im Agrobusiness vorgestellt werden. Außerdem wird es Gelegenheit zum Netzwerken geben. Alle Teilnehmenden der Veranstaltung dürfen an dem Tag abstimmen, welches der sechs vorgestellten grenzüberschreitenden Projekte aus ihrer Sicht am innovativsten ist und der Branche sowie der Grenzregion am meisten Fortschritt verspricht. Das Gewinner-Team erhält dann den Agropole Innovation Award 2022.

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bis zum 11. März kostenlos für das Zukunfts.Symposium Agropole unter www.agrobusiness-niederrhein.de anzumelden.