Neues zu Interreg VI
Die Vorbereitungen für die grenzüberschreitende Ausstellung „(No) Time To Waste“ sind jetzt fertig. Die Ausstellung ist eine Initiative aus dem Projekt „Leonardo da Vinci Innovation“, das Teil des INTERREG Deutschland-Nederland Programms ist, und wird von der Organisation Warmgroen ausgerichtet.
17 Kooperationsprojekte zwischen Künstlern und Handwerksbetrieben oder Museen aus Deutschland und den Niederlanden zeigen während der Ausstellung ihre Arbeiten. „Das Kunsthandwerk von früher ist durch die Modernisierung ein aussterbender Beruf geworden. Durch die Kombination von Kunst und Handwerk wollen wir jedoch das Bewusstsein für das alte Kunsthandwerk stärken“, sagt Margareth van Aken von Warmgroen. Die Kunstfotografin Anneke Savert arbeitete mit Peter Krahnen von der Archäologischen Gruppe in Bocholt zusammen. Diese Zusammenarbeit verlief sehr gut. „Es war sehr inspirierend und wir konnten unsere Leidenschaften teilen“, so Anneke Savert. Sie erhielt einen Einblick, was mit archäologischen Artefakten nach einer Ausgrabung bei der Inventarisierung und Katalogisierung der Funde, geschieht. Laut Anneke Savert regt dies auch zum unbewussten Nachdenken darüber an, was man als Mensch hinterlässt; denn was werden Archäologen in 300 Jahren von einem vorfinden? Für das Projekt gestaltete sie ein Kunstwerk mit der ältesten verfügbaren Fotografietechnik. Die Bilder zeigen Attribute aus unserer Zeit, die später bei archäologischen Untersuchungen aufgespürt werden könnten, wie z. B. Mundschutzmasken, Plastikflaschen oder Milchtüten. „Das zeigt auch ein wenig die Sorgfalt, wie wir Menschen mit Dingen umgehen. Wir sind uns oft nicht bewusst, dass Dinge, die wir benutzen, nicht abgebaut werden“, erklärt Anneke Savert. Als Beispiel wird ein alter Schuh aus einer Ausgrabung am gleichen Kunstwerk platziert. Das war ein besonderer Fund aus dem Garten eines der Fotografenschüler.
Auch die Konzeptkünstlerin Tamara Kho ist von der Zusammenarbeit mit dem Handwerksmuseum in Bocholt begeistert. Für das Projekt verglich sie die Arbeitsweisen und Prozesse, die sie als Künstlerin erlebt, mit denen von Handwerkern. Sie reiste durch die Grenzregion, um die Gegend kennen zu lernen, Inspiration zu sammeln und die Umgebung zu beobachten. Durch Zufall entdeckte sie eine Tradition der Handwerker aus dem Mittelalter, die sich auch dem Reisen widmete: „Auf der Walz“. Ging ein Handwerker oder eine Handwerkerin “Auf die Walz“, wurde eine Reise von mindestens drei Jahren und einem Tag gemacht, nachdem die Lehrjahre abgeschlossen waren. Dies war notwendig, um die Meisterprüfung zu erreichen. „Die Idee hinter der Reise war, seine Dienstleistungen anderswo anzubieten und so weitere Kenntnisse im Handwerk zu erwerben. So konnte man Erfahrungen sammeln und neues Wissen mit nach Hause nehmen. Das Besondere daran ist, dass diese Tradition nach 800 Jahren immer noch besteht. „Heutzutage gibt es immer noch Handwerker, die in traditioneller Kleidung, ohne Handy und ohne viel Geld in der Tasche, herumreisen“, erklärt Tamara Kho. Tamara hatte die Ehre, eine echte umherreisende „Auf der Walz“-Handwerksgesellin zu treffen. Sie durfte sie interviewen und ihre Lebensgeschichte für das Projekt „(No) Time To Waste“ verwenden. Das Werk besteht aus einem analogen und einem digitalen Teil. In der Ausstellung ist ein vollständiges Porträt der „Auf der Walz“-Handwerksgesellin zu sehen und die Interviews können digital in Filmausschnitten und Audiofragmenten angesehen und angehört werden.
Die Ausstellung ist in einem großen Schaufenster im Glaswintergarten des CIVON-Innovationszentrums im DRU-Industriepark in Ulft (NL) zu sehen. Am Abend ist der Wintergarten ebenfalls beleuchtet, so dass Besucher den ganzen Tag über willkommen sind, sich die Ausstellung anzusehen. Ab dem 19. April 2021 wird es auch möglich sein, passende Videos zu den Künstlern und den Geschichten hinter den Kunstwerken zu sehen. Die Ausstellung kann bis zum 6. Juni 2021 besucht werden.