Interreg

Bei dem Betrieb von kommunalen Entwässerungsnetzen spielen Mikroschadstoffe eine zunehmende Rolle. Sowohl zur Vermeidung dieser Stoffe als auch zur Elimination in Kläranlagen wurden bereits umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Oftmals wird bei entsprechenden Betrachtungen vergessen, dass ein nicht unerheblicher Anteil an Mikroschadstoffen und Mikroplastiken bereits im Bereich der Abwasserkanalisation über Abschläge in die Gewässer eingetragen wird, bevor eine Behandlung auf der Kläranlage erfolgen kann.

Im Rahmen des durchgeführten Interreg VA-Projektes „Energieneutrale Mikroschadstoffelimination“ wurden deshalb intelligente Abwassersystemsteuerungen für die Abwassernetze in Emmen (Niederlande) und Rheine (Deutschland) entwickelt, durch welche die Emissionen von Mikroschadstoffen in die Gewässer reduziert werden sollen.

Eine Auswertung von im Rahmen des Gewässermonitorings analysierten Mikroschadstoffen zeigte sowohl in Emmen als auch Rheine für verschiedene Parameter Überschreitungen der europäischen Qualitätsnormen. Im weiteren Verlauf des Projektes wurden Abwasserteilströme der Entwässerungsnetze in Emmen und Rheine nach diesen relevanten Parametern analysiert. Während in Emmen nur ein Abwasserteilstrom geringfügig über durchschnittlich höhere Konzentrationen eines Röntgenkontrastmittels aufwies, lagen in Rheine höhere Werte insbesondere im Ablaufbereich eines Krankenhauses vor. Der Focus der im weiteren Projektverlauf entwickelten Kanalnetzsteuerungen lag deshalb in Emmen eher in einer Vergleichstetigung des Zulaufs zur Kläranlage um die Reinigungsleistung der Kläranlage zu verbessern, während in Rheine eine gezielte Zuführung der mit Mikroschadstoffen belasteten Abwasserteilströme zur Kläranlage angestrebt wurde. Diese Abwässer bekamen sozusagen „Vorfahrt“ gegenüber Abwasserströmen aus weniger mit Mikroschadstoffen belasteten Bereichen des Entwässerungssystems.

Auf Grundlage der im Rahmen des Projektes gewonnenen Erkenntnisse wurden Kanalnetzsteuerungen entwickelt und simuliert. Danach erfolgte die großtechnische Umsetzung. Durchgeführte rechnerische Abschätzungen zeigten, dass durch die umgesetzten Maßnahmen eine Reduzierung der in die Gewässer abgeschlagenen Mikroschadstoffemissionen erreicht werden kann. Die genaue Quantifizierung dieser Reduktion kann jedoch erst auf Basis eines langfristigen Überwachungsprogramms ermittelt werden. Zum Beispiel in Rheine, auf Basis der zahlreichen Starkregenereignisse in den nächsten Jahren. Im Rahmen der Betriebsführung werden die Abschlagsereignisse auch deshalb genau protokolliert.

Da eine Elimination von Mikroschadstoffen zusätzliche Energie benötigt, wurden im Rahmen des durchgeführten Projektes auch steuerungstechnische Maßnahmen im Bereich von Kläranlagen und Kanalnetz realisiert. Dabei stand insbesondere der integrale Ansatz von Kläranlage und Entwässerungssystem im Focus. Erste Ergebnisse zeigen auch hier positive Auswirkungen, wobei die genauen quantitativen Auswirkungen erst auf Basis eines längerfristigen Monitorings sichtbar werden.

Zum Projekt (externer Link)