Neues zu Interreg VI
Weltweit versinken die Ozeane im Plastikmüll. War einst nur der Pazifische Ozean als „Plastiksuppe“ in den Schlagzeilen, sind mittlerweile alle Weltmeere betroffen: neben dem Pazifik auch der Atlantik, das Mittelmeer und der indische Ozean: Teppiche aus Plastik- und Gummiabfällen treiben in den Meeren. Der Plastikteppich im Pazifischen Ozean sei 34-mal so groß wie die Niederlande, berichtete Europaparlamentarierin Anna Rosbach schon 2009 dem Europäischen Parlament. Weitere knapp 9 Millionen Tonnen Plastikmüll landen pro Jahr in den Weltmeeren, sagen Umweltschützer.
Das ist nur ein Beispiel dafür, wie die Umwelt durch Kunststoffe belastet wird. Dagegen wollen Deutsche und Niederländer etwas tun: Mit dem INTERREG V A-Projekts „BioÖkonomie im Non Food Sektor“, das unter der Federführung der Ems Dollart Region (EDR) als Leadpartner mit de Wissenschaftlern, Unternehmern, Hochschulen und Instituten grenzübergreifend umgesetzt wird. „Bio“ ist die Kurzform für „biobasiert“ oder „biologisch abbaubar“ und benennt zwei Aspekte der biobasierten Wirtschaft, um die sich die Teilprojekte innerhalb des BioÖkonomie-Projektes drehen: Es werden nachwachsende Rohstoffe erforscht, die erdölbasierte Kunststoffe ersetzen können und Produkte entwickelt, die biologisch abbaubar sind.
Eines der Teilprojekte widmet sich dem 3D-Druck: Die Drucker werden mit biobasierten Rohstoffen „gefüttert“, verarbeitet werden dabei beispielsweise Stängel von Tomaten- oder Paprika-Pflanzen sowie Milchsäure. Die Produkte, die in dem Verfahren entstehen, sollen künftig mit erdölbasierten Kunststoffen in Bezug auf ihre Eigenschaften gleichziehen: Sie sollen genauso biegsam, genauso hitzebeständig, genauso stabil Amesbury sein wie die Plastik-Produkte.
Biobasierte Kunststoffe sind nicht automatisch auch biologisch abbaubare Produkte, weil die Naturfasern beispielsweise mit Polypropylen zu strapazierfähigen, aber eben nicht biologisch abbaubaren Teppichen verarbeitet werden. Die Partner im 3D-Druck-Projekt erforschen und testen Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, die auch ohne künstliche, nicht abbaubare Zusätze die Eigenschaften von erdölbasierten Kunststoffen erreichen. Verwendet werden beispielsweise Reststoffe aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau. Ziel ist es, dass die neuen Produkte sowohl biobasiert als auch biologisch abbaubar sind.
In einem weiteren Teilprojekt soll ein biobasierter und biologisch abbaubarer Radweg getestet werden. Verwendet werden Biokomposite, das sind mit Fasern verstärkte Kunststoffe, die teils oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. In der Gemeente Emmen wird in Kürze ein Radweg angelegt, der vorwiegend aus Holz besteht. Er soll eine glatte Oberfläche haben und robust sein, um den täglichen Belastungen durch Radfahrer und Regen Stand zu halten.
Die grenzübergreifende Zusammenarbeit steht auch in den Teilprojekten im Vordergrund. Rund 50 Partner, Deutsche und Niederländer, arbeiten an verschiedenen Innovationen: im Bereich Mikrospritzguss, im Wohnungsbau, Biosubstrat für den Gartenbau getestet und das neu gewonnene Wissen mit den Partnern getauscht, damit es weiter genutzt und verbreitet wird.
Im Zuge des Offenen Projektteils erforschen deutsche und niederländische Partner derzeit Portionsverpackungen, deren Inhalt den Gärprozess in Biogasanlagen optimieren und deren Verpackung biologisch abbaubar sein soll. Beantragt wurde eine Machbarkeitsstudie: Untersucht wird, ob es möglich ist, die bereits entwickelte Spurenelementlösung so zu verpacken, dass sie als geschlossenes System unbeschadet transportiert und fertig dosiert angeboten und samt Verpackung in die Biogasanlage gegeben werden kann, wo sich der Beutel schließlich auflösen soll.
In dem offenen Projektteil können Unternehmen sich noch mit innovativen Ideen aus dem Bereich der biobasierten Wirtschaft einbringen: eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen, eine Produktkette entwickeln oder eine neue Technologie in ihrem Betrieb testen. Ausführliche Informationen zum Projekt sind zu finden unter www.bioeco-edr.eu.
Das Projekt „BioÖkonomie im Non Food-Sektor“ wird unterstützt aus dem INTERREG VA-Programm (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung), vom Land Niedersachsen, vom niederländischen Wirtschaftsministerium und den niederländischen Provinzen Drenthe, Friesland, Groningen, Gelderland, Flevoland, Noord-Brabant und Overijssel.