Neues zu Interreg VI

INTERREG VI

ABSCHLUSSSYMPOSIUM PREPARE

RETTUNG OHNE GRENZEN

#Menschen_machen_den_Unterschied

ABSCHLUSSSYMPOSIUM PREPARE

Gut 100 Fachkräfte und Interessierte besuchten am Mittwoch, den 14. März 2018 das Abschlusssymposium des 3-jährigen PREpare-Projekts im Van der Valk Hotel in Enschede.

Fachkräfte und Mitwirkende stellten im Rahmen eines umfangreichen Programms Initiativen der Notfallversorgung ohne Grenzen in der EUREGIO anhand ihrer praktischen Erfahrungen vor. Das Ziel des Projekts: die Versorgung des Patienten in Notfallsituationen durch deutsch-niederländische Zusammenarbeit über die Grenze hinweg zu garantieren und noch weiter zu verbessern.

Gute Vorbereitung

Diese Vorhaben bringen jedoch viel Arbeit und Barrieren mit sich, die erst einmal überwunden werden müssen. Vor allem die entsprechenden Fachkräfte benötigen dazu besondere Ausbildungen und Schulungen, um optimal auf den Einsatz im Nachbarland vorbereitet zu sein und ihre Rechte und Pflichten zu kennen. Dafür wurde im Rahmen des INTERREG-Projekts PREpare („Pilot Region for Cross-border Emergency Care and Crisis Preparedness in the EUREGIO“) u.a. eine grenzüberschreitende Weiterbildung für den Notfallsanitäter konzipiert.

Mitarbeiter werden im Rahmen dieser Weiterbildung weniger über Fachkenntnisse bzw. medizinische Kompetenzen, sondern vielmehr über kulturelle und sprachliche Unterschiede (zur besseren Verständigung) sowie den Umgang mit Menschen anderer Kulturen und das dafür benötigte Einfühlungsvermögen informiert, denn Fach- und Medizinwissen werden sowohl in Deutschland als auch den Niederlanden gleichermaßen in der Ausbildung erlernt und weisen wenig bis gar keine Unterschiede auf – ganz nach dem Motto: gleiche Beschwerden, gleiche Symptome und gleiche Behandlung. Erfahrungsgemäß seien zur Erlernung und Aneignung dieses Wissens ca. 30-35 Vorbereitungsstunden notwendig. In bislang drei Seminaren mit ca. 40 Teilnehmern aus den Rettungswachen im Kreis Borken wurden Inhalte wie beispielsweise die Organisation des Rettungsdienstes in den Niederlanden, juristische Aspekte, Infrastruktur, Fahrzeug- und Technikkenntnisse vermittelt und anhand von Fallbeispielen angewandt und evaluiert.

Ergebnisse

Man sagt ja so schön: Gute Vorbereitung ist die halbe Arbeit. Dies trifft auch auf die Vorbereitung der Einsatzkräfte im jeweils anderen Land in Form von Weiterbildungen zu. Letztere haben bereits Früchte getragen und kamen den Fachkräften insbesondere bei Einsätzen über die Grenze zugute. Dank des Kooperationsvertrags zwischen Ambulancezorg Oost-Achterhoek und dem Kreis Borken über den Einsatz deutscher RTW in den Niederlanden wurden in der zweiten Hälfte von 2017 rund 50 Einsätze mit deutschen RTW in den Niederlanden gefahren. Dieses Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen und ist nicht zuletzt der guten Vorbereitung der Einsatzkräfte zu verdanken, die sich dadurch selbst auch viel sicherer und wohler bei Übungen und Einsätzen außerhalb des Heimatlandes fühlen.

An der Zusammenarbeit zwischen deutschen und niederländischen Krankenhäusern wurde ebenfalls gearbeitet. So können Kinder aus Gronau mit akuten Beschwerden seit einigen Jahren auch in das Medisch Spectrum in Enschede, da es in Gronau (bereits seit 1997) keine Kindernotfallversorgung (mehr) gibt. Durch die Alternativmöglichkeit in den Niederlanden können die Kinder schneller behandelt werden, als wenn sie erst ins nächstgelegene deutsche Krankenhaus mit einer Kinderstation fahren müssten. Hierbei handelt es sich um ca. 30-70 Kinder pro Jahr. Und auch für Patienten mit akuten Herzbeschwerden birgt die Zusammenarbeit Vorteile: Schon jetzt werden jährlich 20 Patienten mit einem Herzinfarkt vom SKB ins St. Agnes Hospital in Bocholt gebracht und bald werden auch Patienten des Witte Kruis mit Verdacht auf Herzinfarkt von Oost-Achterhoek ins St. Agnes Hospital gefahren.

Insgesamt lassen sich also sehr positive Ergebnisse verzeichnen. Die Zusammenarbeit zwischen der EUREGIO-Klinik in Nordhorn und dem Rettungsdienst, der Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall und Verletzungen der Extremitäten von Noord-Oost Twente nach Nordhorn bringt, verläuft jedoch leider nicht so gut wie erhofft. Die Sprachbarriere scheint in diesem Fall doch größer zu sein als gedacht. Natürlich wird weiter daran gearbeitet, um auch diesen Ablauf zu verbessern und das Sprachproblem zu lösen. Dennoch sieht man an diesem Beispiel sehr gut: Kommunikation ist essentiell! Regelmäßige Absprachen und Abstimmung, die im Notfall Zeit sparen können, sind sehr wichtig – vor allem, wenn es um Menschenleben geht.

Ausblick

Das PREpare-Projekt hat die Tore für eine gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Notfallversorgung geöffnet. Im Laufe der drei Jahre wurden gute Ergebnisse erzielt, die auch zur Intensivierung der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit beitragen.

Die Kooperation soll auch nach Beendigung des Förderzeitraums fortgesetzt werden. Weitere Schritte bezüglich der juristischen Regelungen im jeweils anderen Land sowie der Kommunikation und regelmäßigen Evaluierung sind bereits in Planung und sollen zukünftig auch zur Nachhaltigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Notfallversorgung beitragen. Doch nicht nur das: Für die niederländische Inspectie Gezondheidszorg wäre es sinnvoll, Wissen und Erfahrungen auch anderen Grenzregionen zur Verfügung zu stellen, mit dem Ziel eines einzigen geografischen Einsatz- und Versorgungsgebietes in der Notfallhilfe.

Wichtig für die Zukunft bleibt ferner vor allem die Öffentlichkeitsarbeit, die dazu beiträgt, dass Projekte für den Bürger sicht- und tastbar gemacht werden, damit Vertrauen aufgebaut werden kann – und natürlich die Nachbarschaftspflege. Denn ohne eine gute Nachbarschaft zwischen Deutschland und den Niederlanden wären derartige Projekte überhaupt nicht realisierbar.

Haben Sie Anregungen oder Vorschläge, um die Notfallversorgung in der EUREGIO zu verbessern oder auszuweiten? Teilen Sie diese der Meldestelle gerne mit, denn jeder Beitrag hilft!